Lecker macht lustig!
Fröhliche Kinderstimmen und das leise Klacken, wenn ein kleines Messer eine Frucht zerteilt und auf das Schneidbrettchen trifft, tok, tok, tok. In der Luft liegt das Aroma von frischem Obst – und die ausgelassene Stimmung von einem guten Dutzend Kita-Kindern. Sie haben hör- und sichtbar Spaß daran, als Nachspeise für das Mittagessen eigenhändig einen Obstsalat zuzubereiten.
Es ist ein ganz normaler Vormittag in der Kita Zwergenland in Dahme, etwa 70 Kilometer südlich von Berlin. Draußen kündigt sich langsam der Herbst an. „Unsere Kräuter sehen leider schon ein bisschen angegriffen aus“, sagt Kita-Leiterin Monika Schäfer. Das Hochbeet in einer umfunktionierten Europalette stammt von den Kindern, die 2018 in die Schule gekommen sind.
Neun Erzieherinnen und ein Erzieher betreuen im Zwergenland rund 60 Jungen und Mädchen im Alter zwischen eins und sechs. „Wir haben die Krippe mit den ganz Kleinen und die Kita, in der wir Kinder bis zur Einschulung betreuen“, erklärt Monika Schäfer, die die Leitung der Einrichtung vor ziemlich genau 30 Jahren übernommen hat. „Da war alles hier noch im Rohbau“, sagt sie. „Meine Aufgabe war es, darauf zu achten, dass auch pädagogische Aspekte beim Bau berücksichtigt werden.“ Ein ganz schöner Kraftakt, wie sie rückblickend sagt. Es sollte nicht der letzte sein.
Noch während der Bauphase fiel die Mauer, die ersten Kinder kamen im Juni 1990 in die Einrichtung, da zeichnete sich die Einheit schon ab. Mit dem Arbeiter-Samariter-Bund Ortsverband Luckau/Dahme e.V. übernahm ein Träger die Einrichtung, der zeitweise die Rettungswache in den Räumen der Kita unterhielt. „Es war eine turbulente Zeit, aber auch eine schöne Zeit“, sagt Monika Schäfer. Zweimal stand die Kita vor dem Aus, weil die Zahl der Kinder in Dahme erheblich zurückging und damit auch der Bedarf an Betreuungsplätzen. Vor ein paar Jahren hat sich der Trend gedreht. Die Nachfrage steigt wieder.
2018 stand die Sanierung des Gebäudes auf dem Programm. Eines der Herzstücke ist seitdem das Kinderrestaurant, das auch dank der finanziellen Unterstützung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse entstand. „Unsere Kinder profitieren unheimlich davon“, sagt die Kita-Leiterin.
Backe, backe Kuchen
Nicht nur, dass sie in einem eigens dafür eingerichteten Raum nun ihre Mahlzeiten einnehmen können. Früher wurde in den jeweiligen Gruppenräumen gefrühstückt, zu Mittag gegessen und die Vesper eingenommen. Im Restaurant haben die Kinder nun die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Zubereitung von Speisen zu sammeln. Sie lernen, wie man Plätzchen und Kuchen backt, welche Nahrungsmittel gesund sind und wozu man sie verwenden kann.
An diesem Tag steht der erwähnte Obstsalat auf der Speisekarte. Bevor sie zum Spielen in den Garten gehen, schnippeln die älteren Kita-Kinder im Kinderrestaurant Kiwis, Pflaumen, Bananen, Nektarinen und Trauben. Erzieher Steffen und seine Kollegin Sheila helfen beim Schälen und geben Tipps, wie man den Pflaumenkern herauslöst und das Messer am besten hält.
Da haben Sie den Salat
Das Schneiden klappt in dem Alter schon gut, auch wenn in einem Fall ein Pflaster zum Einsatz kommen muss, um eine kleine Schnittwunde zu versorgen. Die Jungen und Mädchen sind konzentriert bei der Sache. Der guten Laune tut der kleine Zwischenfall sowieso keinen Abbruch. Am Ende landet das zerteilte Obst in einer großen Schüssel und die jungen Küchenhilfen dürfen zur Belohnung ein paar Stückchen naschen. Streng genommen ist das Kinderrestaurant gar kein Restaurant. Hier wuseln keine Kellner herum, niemand deckt die Tische ein oder räumt das Geschirr ab, das müssen die Kita-Kinder schon selber tun.
Und sich an einige Tischregeln halten: einander helfen, teilen, lieber noch einmal nachholen, als die Hälfte einer üppig aufgehäuften Portion wegzuschmeißen. „Die Kinder sollen lernen, verantwortungsvoll mit den Nahrungsmitteln umzugehen und respektvoll miteinander“, sagt Monika Schäfer. „Wir wollen in unserer Kita Werte vermitteln, die für ein gutes Zusammenleben wichtig sind.“
Das klingt fast ein wenig zu ernst angesichts des bunten Trubels an den Tischen. „Ach, wissen Sie, wir sind alle mit großem Engagement dabei. Das spüren die Kinder“, sagt Monika Schäfer. Sie zeigt mit dem Finger dorthin, wo ihr Herz schlägt: „Ohne ganz viel davon könnten wir den Job hier nicht machen.“
Dieser Artikel erschien auch im MBS-Kundenmagazin sans souci, Ausgabe Herbst 2019.
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