Von Verlusten auf dem Papier und Nerven aus Stahl
Andreas Schulz, Vorsitzender des Vorstandes der MBS:
Der DAX hat coronabedingt innerhalb weniger Tage den Zuwachs von mehreren Jahren verloren und viele Anlegerinnen und Anleger hinterfragen ihr Aktienengagement in Gänze. Ich selbst rate unseren Kundinnen und Kunden seit Jahren, mehr Geld in Aktien und Aktienfonds zu investieren. War das falsch? Sie ahnen es: im Grundsatz nein. Es sei denn, man muss genau jetzt verkaufen. Ansonsten existieren die herben Verluste, die die Börsen gerade hinnehmen müssen, nur auf dem Papier und sind selbstverständlich absolut zweitrangig gegenüber Fragen der Gesundheit und medizinischer Versorgung, aber das nur am Rande. Dennoch: Unsere Beraterinnen und Berater stehen gerade in diesen Zeiten selbstverständlich eng an Ihrer Seite, um die individuell passende Reaktion, wenn es denn eine geben muss, mit Ihnen zu besprechen. Ohne ein Prophet zu sein: Es war immer falsch, aus Angst zu verkaufen. Jede Krise ging und geht vorbei.
„Jeder, der im Kursrutsch verkauft hat, traf auf jemanden, der gekauft hat.“
Wohl dem, der Geduld hat; so manche Krise lässt sich einfach aussitzen. Oder gar nutzen. Zugegeben: Man braucht dieser Tage Nerven aus Stahl, doch wer im Grundsatz an die Aktie als wichtigen Vermögensbestandteil glaubt, findet sogar Kaufkurse vor. Und auch wer monatlich in Aktienfonds spart, kann sich freuen, denn für den gegenwärtigen Anlagebetrag gibt es schlicht mehr Fondsanteile.
Unangenehm ist eine solche Baisse freilich für jene, die gerade jetzt Liquidität benötigen. Daher predigen wir seit Jahren: Nur einen Teil des Vermögens in Risikopapieren anlegen und das mindestens auf einen mittleren Anlagehorizont! Gern wiederhole ich, was für die Aktie spricht. Vielleicht gegenwärtig mehr denn je, denn wer keine Aktien hat, wenn sie fallen, hat auch keine, wenn sie steigen. Und da nähern wir uns dem Megatrend unserer Zeit, der selbst diesen deutlichen Einbruch beim DAX überlagert: das Niedrigzinsumfeld, das Banken wie Anleger gleichermaßen herausfordert. Zurzeit haben uns unsere Kundinnen und Kunden rund 11,3 Milliarden Euro auf Konten anvertraut, die aufgrund der Marktsituation quasi unverzinst sind. In unseren Beratungsgesprächen argumentieren wir deshalb tagtäglich für eine stärkere Beimischung von Aktien und Aktienfonds zum Gesamtvermögen. Denn wer sein Geld in Zeiten ohne Habenzins auf einem Konto hat, reduziert sein Vermögen aufgrund der Inflation. Hier intensiv zu beraten, um für Vermögensmehrung, mindestens für Vermögenserhalt zu sorgen, ist unser ureigenster Auftrag als Sparkasse. Was in vielen Fällen jedoch immer noch fehlt, ist die Risikobereitschaft, zumindest Teile des Vermögens in Wertpapieren anzulegen. Da wären zum einen die Dividenden, die bei den großen deutschen Werten angesichts der geringen Aktienquote hierzulande zu einem Großteil ins Ausland geht. Und nicht zuletzt – daran ändern auch immer mal wieder auftretende Kurseinbrüche nichts – die langfristige Chance auf Wertsteigerung.
Dieser Artikel erschien auch im MBS-Kundenmagazin sans souci, Ausgabe Frühjahr 2020.
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