Katerkolumne: Schlag gegen Aktienkultur in Deutschland
Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen:
Seit Monaten dominierte in der zurückliegenden Woche erstmalig nicht das Covid-19-Geschehen die Schlagzeilen, vielmehr bestimmte die Insolvenz des Dax-Unternehmens wirecard das Geschehen an den Aktienmärkten. Allerdings ist dieses Ereignis alles andere als erfreulich für den Finanzplatz Deutschland. Es zeigt vor allem, dass zu einer Aktienkultur nicht nur besonnenes Verhalten von Anlegern gehört, sondern ebenso Wachsamkeit seitens der Aufsichtsbehörden und der Kapitalmarktöffentlichkeit. Angesichts dieses Skandals, der bereits jetzt in die Geschichtsbücher eingegangen ist sowie angesichts der gemischten Signale aus der Wirtschaft, verlief der Ausbruchsversuch des deutschen Leitindex, der kurzzeitig bis auf 12.600 Punkte stieg, im Sande. Zwar verzeichneten die Stimmungsumfragen unter den deutschen Unternehmen Rekordanstiege, aber die absoluten Werte liegen immer noch deutlich im Rezessionsbereich.
Wichtige Zahlen im Anmarsch
Mit Spannung richtet sich der Blick in der kommenden Woche auf wichtige Wirtschaftszahlen. In China werden die Daten zur Industrieproduktion darüber Auskunft geben, wie die Erholung in der Volkswirtschaft weitergeht. Aussagekräftig ist die nicht zuletzt deswegen, weil China die Covid-19-Infektionen am schnellsten eindämmen konnte. Zwischenzeitlich sind aber auch wieder erste lokale Ausbrüche nach den landesweiten Showdowns aufgetreten. Ebenfalls als entscheidendes Signal für die Kapitalmärkte gelten die Arbeitsmarktzahlen aus den USA. Nach den jüngsten positiven Überraschungen – die Arbeitslosenzahl stieg im Mai nicht so stark an wie befürchtet – könnte ein weiterer kräftiger Arbeitsmarktbericht das Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung aufrechterhalten. Die Aktienmärkte könnten es brauchen.
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