Katerkolumne: Die zweite Welle ist da
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen:
Mehr als 50 Länder weltweit verzeichnen gegenwärtig wieder mehr als 20 Prozent tägliche Neuinfektionen auf dem Hochpunkt der ersten Welle. Wir sind also schon mitten drin in der zweiten Corona-Welle. Der Aktienmarkt steckt diese Entwicklung gut weg, denn die Infektionszahlen bleiben auf deutlich niedrigerem Niveau als noch im März und April. Mit dieser Gelassenheit dürfte es erst dann vorbei sein, wenn die Kurven wieder exponentiell nach oben zeigen, weil damit das Szenario eines zweiten flächendeckenden Shutdowns heraufbeschworen würde. Die Wirtschaft lernt langsam, mit dem Virus zu leben. Die Erholung in Produktion und Einzelhandel geht weiter, und die Geschäftsergebnisse der Unternehmen aus dem zweiten Quartal fielen zwar historisch schlecht aus, allerdings waren die Erwartungen im Vorfeld noch pessimistischer. Vor diesem Hintergrund kämpfte der deutsche Aktienmarkt in dieser Woche mit der Marke von 13.000 Punkten, ohne diese allerdings nachhaltig überwinden zu können.
Wieder Wachstum in Sicht
Die Europäische Währungsunion durchläuft die schwerste Wirtschaftskrise seit ihrem Bestehen. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaftsleistung um mehr als 10 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen. Die Corona-Rezession dürfte aber dennoch nicht in das zweite Halbjahr hineinreichen. Bereits im dritten Quartal ist in Euroland wieder mit der Rückkehr auf den Wachstumspfad zu rechnen. Darauf dürften auch die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für den August hinweisen, die in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Ein weiterer Hingucker für die Kapitalmärkte ist Mitte der Woche das Protokoll der Fed-Sitzung. Die US-Notenbank ist auf der Suche nach einer neuen geldpolitischen Strategie, und die Märkte erhoffen sich Einblicke in den Diskussionsstand bei den Währungshütern.
Schreibe einen Kommentar