Live and learn in London – ein ausführlicher Erlebnisbericht zum Auslandspraktikum unserer drei Auszubildenden Anna Lena, Luise und Vanessa
Der nachstehende Artikel wurde von unseren drei Auszubildenden Anna Lena Schimkat, Vanessa Swoboda und Luise Altenkirch (Foto oben v.l.n.r.) verfasst.
Unser Auslandspraktikum in London
Hallo, wir sind Anna Lena, Luise und Vanessa – Auszubildende der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und mitten in unserem zweiten Ausbildungsjahr. Denen, die fleißig die Posts der Sparkasse auf Facebook verfolgt haben, dürften unsere Gesichter bereits bekannt sein. Wir drei haben die Möglichkeit bekommen, während der Ausbildung einen Auslandsaufenthalt im Rahmen des Erasmus-Programms in London anzutreten. Unser kleines Abenteuer startete am 11.11.2018, einem Sonntag, am Berliner Flughafen in Tegel. Unsere Liebsten brachten uns bis zum Terminal, um sich dort für drei Wochen von uns zu verabschieden. Bis dahin war uns noch gar nicht so wirklich bewusst, was wir in der nächsten Zeit alles erleben werden. Uns drei begleitete ein Englischlehrer des OSZ 2 in Potsdam sowie 17 weitere Auszubildende unserer Berufsschule.
Unsere Anreise
Nach 40 Minuten Verspätung unseres Fluges sollte es aus dem regnerischen Berlin in ein sonniges London gehen. Am Flughafen Heathrow angekommen, suchten wir die Kofferbänder, wo unser Gepäck bereits auf uns wartete. Anschließend stand uns noch eine einstündige Busfahrt zu unserer einwöchigen Lernstätte bevor – in diesem Ort wohnten auch all unsere Gastfamilien. Dort eingetroffen, kauften wir noch schnell unsere Oyster-Cards (Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr in London), vorerst für die erste Woche in London. Als das erledigt war, haben wir alle ganz gespannt auf unsere Gastfamilie gewartet. Nachdem einige Mitreisende bereits von ihren Familien abgeholt wurden, warteten wir weiter. Auf einmal kam ein großer Mercedes vorgefahren. Vanessa meinte aus Scherz zu uns „Das wird bestimmt unsere Gastfamilie sein“ – wir lachten. Doch sie sollte Recht behalten – eine Dame mittleren Alters stieg aus und las unsere Namen vor. Nun ist auch in unseren Köpfen der Gedanke angekommen: Live and Learn in London.
Im neuen Zuhause eingetroffen, erhielten wir von unserer Gastmutter Kim eine kleine Einweisung in die Räume sowie Regeln und Kleinigkeiten, auf die wir Acht geben sollten. Danach hieß es nur noch: etwas essen und ins Bett gehen – unser erster Tag am ADC College stand bereits vor der Tür.
Unsere erste Woche – Sprachkurs und Sightseeing
Um 6.30 Uhr begann unser erster richtiger Tag in London: Bei drei Mädels und einem Bad muss man sich die Zeit gut einteilen. Auf unserem Frühstücksplan stand typisches Londoner Frühstück, was so viel bedeutet wie Toast mit Marmelade und Erdnussbutter, Milchbrötchen mit Schokoraspeln oder Cornflakes. Gegen 8 Uhr haben wir drei dann zum ersten Mal das Gasthaus verlassen. So hatten wir genug Zeit, um uns zu orientieren und zum ADC College zu gelangen. Es stand ein langer Tag an, denn bis 17 Uhr gab es Einweisungen rund um unser Leben in London wie auch unsere ersten Stunden des einwöchigen Sprachkurses. Bevor es dann für uns zurück in die Gastfamilie ging, hatten wir uns noch mit deutschem Essen vom polnischen Supermarkt eingedeckt. Wurst, Käse und Nutella gehören für uns zum Frühstück einfach dazu, und uns war schnell klar, dass wir uns nicht drei Wochen lang von Cornflakes ernähren können.
Die nächsten Tage unserer ersten Woche verliefen recht ähnlich. Es wurde zusammen aufgestanden, sich fertig gemacht, und in der Küche trafen wir uns zu einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend fuhren wir zum ADC College und gegen 12:30 Uhr war der Sprachkurs beendet, so dass wir die Zeit dazu genutzt haben, um London genauer zu erkunden. Wie vielleicht einige von Euch bereits über Facebook mitverfolgt haben, haben auch wir wie die typischen Touristen alle Sehenswürdigkeiten Londons besichtigt. Da durften der Buckingham Palace, Westminster Abbey, Tower Bridge, London Bridge und das London Eye natürlich nicht fehlen. Des Weiteren sind wir viele Märkte und Straßen abgelaufen, um einfach das London-Feeling zu spüren und so viel mitzunehmen, wie es nur möglich war.
Kleiner Fun-Fact: Im Sushi-Samba-Tower haben wir unseren kleinsten und teuersten Cocktail für 14,50 € getrunken. Man muss aber dazu sagen, die Aussicht war atemberaubend, und die Fahrt mit dem gläsernen Fahrstuhl in den 38. Stock hatte sich also gelohnt.
Zur ersten Woche gehörte es auch dazu, sich mit den anderen Auszubildenden und dem Lehrer für einen kleinen Austausch unserer ersten Zeit in London zu treffen. Es wurde zuvor ein Pub festgelegt, und wer wollte, konnte sich dort einfinden, um über die Gastfamilien und Häuser der Anderen zu sprechen.
Das erste Wochenende haben wir selbstverständlich auch dazu genutzt, um in die Stadt zu fahren und auf dem Londoner Weihnachtsmarkt, direkt unter dem London Eye, unseren ersten Glühwein des Jahres zu trinken. Kleiner Tipp für unsere Nachfolger: Für das Wochenende kann man sich bereits im Vorfeld Angebotstickets für verschiedene Attraktionen in London kaufen – so haben wir am Wochenende das London Eye und das London Dungeon besucht.
Was wir allerdings nicht vergessen durften, waren die Fahrkarten. An unserem Anreisetag holten wir nur eine für die erste Woche. Jetzt mussten wir uns für die Arbeitswege erneut eine für die Zonen 1-5 kaufen (pro Woche ca. 70 €).
Die erste von drei Wochen in London war nun vergangen. Eine Woche Sprachkurs hat uns auf die zwei bevorstehenden Wochen im Praktikumsbetrieb vorbereitet. Was allerdings für uns alle noch anstand, war ein Mentoring nach der „Halbzeit“ sowie ein Abschlusstreffen am Freitag im ADC College vor unserer Abreise am Samstag (1.12.2018). Im Mentoring hatten wir ein kurzes englisches Gespräch, wie es an unseren Arbeitsplätzen läuft, und ob es Probleme auf der Arbeit oder auch in der Gastfamilie gibt. Diese wurden dann auch geklärt und ggf. mit den direkten Ansprechpartnern und soweit möglich gelöst.
Über die einzelnen Arbeitsplätze von uns haben wir drei jeweils einen eigenen Beitrag geschrieben – bleibt gespannt. Alle Teilnehmer des Erasmus-Programms wurden wir in unterschiedlichen Betrieben untergebracht, so also auch wir.
Anna Lena im Immobilienbüro
Ich, Anna Lena, 21 Jahre, wurde einem Immobilienbüro im Zentrum von London zugeteilt. Wie wahrscheinlich bei den meisten von uns war auch mein erster Arbeitstag in London sehr aufregend und „spannend ab dem ersten Tag“. In der Woche zuvor sind wir die Strecke bereits abgefahren. Somit wusste ich, wie mein neuer Arbeitsweg aussieht. Jedoch war ich trotzdem am Tag der Tage leicht überfordert: Ausgerechnet ich als „Dorfkind“ musste am größten Bahnhof in London umsteigen – King’s Cross St. Pancras. Das habe ich zum Glück aber gemeistert und stand kurze Zeit später vor meinem Arbeitsplatz für die nächsten zwei Wochen.
Vor der Tür angekommen, schaute ich mehrmals auf die Uhr: „Bin ich zu früh?“. Es war kein Licht an und auch kein Mitarbeiter zu sehen. Als ich bemerkt habe, dass die Tür offen ist, bin ich reingegangen und fragte, ob dort jemand sei. Wie ich feststellen konnte, waren dort nur Kollegen einer anderen Firma, die sich zu dem Zeitpunkt mit meinen Kollegen das Gebäude geteilt haben. Nach kurzer Zeit kam allerdings einer meiner fünf Kollegen und hat mich sehr nett empfangen und begrüßt, ein richtiger englischer „Small-Talk“ durfte natürlich nicht fehlen, und die vermeintliche Sprachbarriere war ganz schnell vergessen.
In den nächsten Wochen bestand meine Arbeit hauptsächlich darin, neue Kunden bzw. deren Immobilien zu akquirieren. Dazu habe ich überwiegend die Briefe verfasst oder nach neuen Exposés im Internet recherchiert. Zuvor gab mir mein Chef Anweisungen bzw. Kriterien, welche bei der Auswahl berücksichtigt werden sollten. Um auch andere Aufgaben zu erledigen, habe ich dann in der zweiten Woche die Verantwortung für den Instagram-Account des Unternehmens erhalten. Außerdem nahm ich am ganz normalen Arbeitsalltag teil. Dieser beinhaltete morgendliche Teambesprechungen sowie Kundengespräche mit internationalen Kunden.
Rückblickend kann ich nur sagen, dass die Uhr in London anders tickt als in Deutschland. Meine Arbeitszeit hat immer erst um 9 Uhr begonnen und schon gegen 16 Uhr durfte ich dann in der Rushhour meinen ca. eineinhalbstündigen Rückweg antreten. Die Mentalität und Arbeitseinstellung ist etwas gelassener und nicht so strukturiert wie die der Deutschen. Das muss keinesfalls schlecht sein, aber man muss sich daran erst einmal gewöhnen und sein eigenes Tempo im Zweifel runterschrauben.
Alles in allem konnte ich mir mit diesem Auslandsaufenthalt sehr viele neue Eindrücke verschaffen und musste in vielen Situationen über meinen eigenen Schatten springen. Ich denke, dass ich dadurch über bestimmte Dinge andere Betrachtungswinkel gewinnen konnte, auch wenn es nur die Wertschätzung eines eigenen Autos ist. Meiner Meinung nach sollte jeder, der die Möglichkeit hat, Projekte oder Aufenthalte wie diesen anzutreten, die Chance wahrnehmen. Erfahrungen kann man nie genug sammeln!
Luise im Reisebüro Almont Travel
Ich, Luise, 21 Jahre, habe mein zweiwöchiges Praktikum bei Almont Travel, einem Reisebüro in der Londoner Innenstadt absolviert. Almont Travel ist ein Reisebüro, welches Kunden außergewöhnliche und luxuriöse Reisen anbietet.
Mein Weg zur täglichen Arbeit war anders als in Deutschland. Ich hatte einen Arbeitsweg von über einer Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Den Arbeitsweg war ich bereits in der Woche zuvor abgefahren, damit ich am ersten Tag pünktlich ankomme und entspannt meine Arbeitsstätte finde. Mein Arbeitstag in London begann um 9.15 Uhr und endete jeden Tag um 17.30 Uhr. Die Mittagspause dauert meist – wie in Deutschland – eine Stunde, dabei kann jeder selbst entscheiden, wann und wo er diese verbringen will.
An meinem ersten Tag war ich sehr aufgeregt, da ich nicht wusste, was mich erwartet. Ich habe mich am Empfang gemeldet und auf meinen Praktikumsbetreuer gewartet. Mein Praktikumsbetreuer war sehr aufgeschlossen und hat mich herzlich begrüßt und mich in das Gebäude und meine tägliche Arbeit eingewiesen. Die Angst vor den sprachlichen Hindernissen war völlig umsonst. Die Mitarbeiter haben sich bemüht, langsam und deutlich zu sprechen. Wenn ich beim ersten Mal etwas nicht verstanden habe, wiederholten sie es ohne Probleme. Ich war zusammen mit fünf anderen Mitarbeitern in einem Büro. Die Mitarbeiter haben mich alle sofort aufgenommen und viele Fragen gestellt. Man hat gemerkt, dass sie großes Interesse an ihren Praktikanten haben. In dem Büro waren viele Nationalitäten vertreten, was die Unterhaltungen sehr interessant gestaltete. Ich hatte meinen eigenen Schreibtisch und meinen eigenen Laptop, an dem ich Aufgaben erledigte, die mir die Mitarbeiter gaben.
Meine Aufgaben waren sehr verschieden, ich durfte Exceltabellen bearbeiten, Kunden neu anlegen, Personalausweise und Reisepässe anlegen und Anforderungen an die russische Botschaft schreiben, wenn Kunden ein Visum benötigten. Jeden Nachmittag holte ich die Reisepässe der Kunden mit dem aktuellen Visum von der russischen Botschaft ab. Diese war nur 10 Minuten zu Fuß von meiner Arbeitsstätte entfernt. Die Mitarbeiter bei der Botschaft waren ebenfalls alle sehr freundlich und wussten, dass ich jeden Tag vorbei komme, um die Reisepässe abzuholen. Zu meinen Aufgaben gehörte es auch, einmal die Woche für alle Mitarbeiter aus dem Supermarkt frisches Obst und Blumen zu holen.
Nach dem zweiwöchigen Praktikum waren alle Mitarbeiter traurig, mich wieder gehen zu lassen. Für mich war es eine spannende und aufregende Zeit, zu sehen, wie ein anderes Unternehmen in einem anderen Land arbeitet. Ich habe neue Menschen kennengelernt und durfte in der Zeit viele neue Erfahrungen und Eindrücke sammeln.
Vanessa am College
Ich, Vanessa, 20 Jahre, wurde einem College in Londons Bezirk Harrow zugeteilt. Die erste Frage, die einem hier in den Sinn kommt, ist natürlich – in welchem Zusammenhang steht bitte ein College mit einer Sparkasse? Ehrlich gesagt, konnte ich mir diese Frage anfangs auch nicht beantworten, und genauso wenig wusste ich, was mein Aufgabenbereich in einer Schule sein sollte. Muss ich in den nächsten zwei Wochen etwa Kinder unterrichten? Nein, musste ich natürlich nicht.
Mein täglicher Anreiseweg beanspruchte 1,5 Stunden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – was mir große Sorgen bereitete, da ich das gesamte U-Bahn-System nicht allzu schnell durchblicken konnte. Am Abend vor dem ersten Arbeitstag bin ich noch einmal alle möglichen Anbindungen durchgegangen, damit ich bloß nicht zu spät komme an meinem ersten Tag. Am nächsten Morgen stellte sich aber schnell heraus, dass meine Mama mal wieder Recht behalten sollte mit ihrem Spruch „90 Prozent aller Probleme lösen sich von alleine“. Der Anreiseweg war grundsätzlich sehr simpel, und auch die Schule erreichte ich mehr als pünktlich.
Nach meiner aufregenden ersten Anreise wurde ich von einer sehr liebenswerten Lehrerin, die zugleich Organisatorin verschiedener Schulprogramme war, begleitet. Von Tag 1 an war ich ihr Schatten und konnte mir auf diese Weise ein eigenes Bild über das Schulleben in England verschaffen. Zudem erhielt ich bereits meine eigenen Aufgaben, so dass ich gar nicht weiter darüber nachdenken konnte, ob ich noch aufgeregt war.
Kurz vor meiner Ankunft hatte sie bereits eine Umfrage gestartet, welche wir nun zusammen fortgeführt haben, das heißt: Schüler befragen, Ergebnisse auswerten und Rückschlüsse ziehen. Mit diesem Projekt wollten wir herausfinden, wie jeder einzelne Schüler für mehr Sicherheit auf seinem Schulweg sorgen könnte. Nach einigen Gesprächen mit verschiedenen Schülern hat man sehr viel über die Kinder – aber vor allem auch über ihre verschiedenen Kulturen lernen können. Und genau durch diese Erfahrung kann ich nun rückblickend Parallelen von meinem Praktikum im College zur Sparkasse ziehen.
Ich bin mir sicher, dass es kein Geheimnis ist, dass wir als Sparkassen-Mitarbeiter tagtäglich sehr viel mit Menschen zusammen arbeiten. Jeder Mensch ist für sich einzigartig, und je mehr Menschen man kennenlernt, desto größer wird der eigene Horizont. Jeder Mensch wächst mit seinen Lebenserfahrungen, und genau das soll mir für mein weiteres Berufsleben ein hilfreicher Baustein sein.
Wieder zu Hause
Drei Wochen später wurden wir an einem Samstagabend bereits sehnsüchtig wieder von unseren Liebsten erwartet, unser kleines Abenteuer war wie im Flug vorbei. Alles in allem sind wir mehr als froh, diese tolle Erfahrung gemacht zu haben, waren aber auch umso glücklicher, wieder zu Hause im gewohnten Umfeld zu sein. Die eine oder andere Sache können wir im Nachhinein mehr wertschätzen.
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