Der Leitindex Dax bekommt Zuwachs
Am 20. September wächst der Dax von 30 auf 40 Unternehmen. Der deutsche Aktien-Leitindex steht damit vor der größten Reform seiner Geschichte. Welche Unternehmen genau aufrücken, wird am 3. September entschieden.
Anlass der Reform ist der Wirecard-Skandal im vergangenen Jahr. Die starren Indexregeln beim 33 Jahre alten Börsenbarometer waren in die Kritik geraten, weil sie ein schnelles Aussortieren des Zahlungsdienstleisters verhinderten – selbst als klar war, dass erhebliche Bilanzmanipulationen im Spiel waren. Mit der Neugestaltung will die Deutsche Börse das angekratzte Image des Leitindex aufpolieren und die Regeln flexibler machen.
Besserer Branchenmix
Das ist aber nicht der einzige Grund. Der erweiterte Dax wird voraussichtlich besser sortiert sein. Bislang beinhaltetet er hauptsächlich Traditionsbranchen wie Chemie, Auto, fossile Energie und Versicherungen. Da diese recht stark vom Konjunkturverlauf abhängen, unterliegt auch der Dax insgesamt größeren Schwankungen als andere, breiter aufgestellte internationale Aktienindizes. Die Reform macht den deutschen Leitindex insofern attraktiver, weil das Branchenbild ausgewogener wird.
Mit der Aufstockung nähert sich der Dax auch in seiner Größe anderen Börsenbarometern an, denn aktuell gehört er zu den kleinsten unter den wichtigen Leitindizes. So umfasst der französische CAC 40 Titel, der britische FTSE 100 und der japanische Nikkei sogar 225 Aktien. Welche zehn Firmen in die Eliteliga aufsteigen werden, bestimmt die Deutsche Börse am 3. September. Basis dafür ist die durchschnittliche Marktkapitalisierung der 20 Handelstage zuvor.
Airbus steigt wahrscheinlich in den Dax auf
Als nahezu sicher gilt, dass die Airbus-Aktie einen der begehrten Plätze bekommt. Neben dem europäischen Flugzeugbauer haben der Online-Modehändler Zalando und der Duft- und Aromahersteller Symrise gute Chancen auf den Aufstieg. Zudem stehen bei vielen Experten der Lieferdienst Hellofresh, der Medizintechnikproduzent Siemens Healthineers, der Laborausrüster Sartorius, die Biotech-Firma Qiagen, aber auch das Ex-Dax-Mitglied Beiersdorf, Hersteller von Nivea, als Dax-Aspiranten auf dem Zettel.
Die Marktkapitalisierung von Airbus ist schon seit geraumer Zeit größer als die vieler heutiger Dax-Mitglieder. Bisher war der Firma der Platz im Dax verwehrt worden, weil das Gros der Aktien an der Pariser Börse gehandelt wird – und nicht wie aktuell vorgeschrieben in Deutschland. Diese Regel wird nun im Zuge der Reform fallengelassen. Künftig entscheidet allein die Marktkapitalisierung über die Zugehörigkeit zur Dax-Familie.
Außerdem wird die Börse die Zusammensetzung des Leitindex nicht mehr nur im September, sondern jedes Jahr auch im März überprüfen. Und schließlich muss jeder Aspirant zwei Jahre lang Gewinne geschrieben haben, um Chancen zu haben, in den Dax aufgenommen zu werden. Alle Mitglieder in den Dax-Auswahlindizes (Dax, MDax, SDax und TecDax) werden verpflichtet, ihre testierten Jahresabschlüsse und Quartalsberichte innerhalb bestimmter Fristen vorzulegen. Unternehmen, die gegen diese Regel verstoßen, werden nach einer 30-tägigen Warnfrist unmittelbar aus dem jeweiligen Index geworfen.
Spekulationen lohnen sich nicht
Doch was ändert sich nun für Anlegerinnen und Anleger am Stichtag 20. September? Der erweiterte Dax wird wahrscheinlich aufgrund der neuen Zusammensetzung keinen Sprung nach oben machen. Nur die Gewichte im Indexkorb verteilen sich anders. Darauf allerdings werden passive Indexfonds und Anleger, die sich eng am Dax orientieren, reagieren müssen. Weil das relative Gewicht der bisherigen 30 IndexUnternehmen sinkt, sind sie gezwungen, deren Aktien zu verkaufen.
Im Gegenzug landen die zehn Neulinge in vielen Portfolios. Aus diesen Tauschtransaktionen ergeben sich möglicherweise kurzfristige Kurssteigerungen bei den Aufrückern. Sicher ist dies aber nicht, denn teilweise hat die Börse den Aufstieg schon antizipiert – der Preis der Aktien einiger Kandidaten ist bereits gestiegen.
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