Geld anlegen und Gutes tun

eingestellt von Daniela Toppel am 3. April 2022 um 13:07 Uhr | Kategorie: Expertenrat

Geld anlegen und Gutes tun

Nachhaltige Investments liegen im Trend: Sie sollen das Vermögen von Privatanlegern vermehren und zugleich die Welt verbessern. Wie das zusammenpasst? Ein Überblick über Chancen und Risiken.

1. Megatrend Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist zu einem gesellschaftlichen Mega­trend geworden. Nachhaltiger Konsum, die nachhaltige Nutzung von Ressourcen, eine nachhaltigere Lebensweise – viele Menschen in den großen Wirtschaftsnationen suchen nach Wegen, durch ihr Verhalten die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten zu erhalten. Es geht ihnen um Umwelt- und Klimaschutz, aber zum Beispiel auch um fairen Handel, menschenwürdige Arbeitsbedingungen oder gleiche Bildungschancen.

Dieser Trend hat inzwischen die Finanzbranche erreicht. Viele Anleger und Anlegerinnen wollen ihr Geld heute in nachhaltig wirtschaftende Unternehmen und Branchen investieren. Vor allem treibt auch die internationale Staatengemeinschaft die nachhaltige Transformation der Wirtschaft voran und lenkt durch Gesetze und Abkommen Geld in nachhaltige Anlagen. Das ermuntert institutionelle wie private Anleger gleichermaßen.

Fast sieben Prozent beträgt laut jüngstem Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen der Anteil nachhaltiger Fonds und Mandate am Gesamtfondsmarkt in Deutschland. Die jährlichen Wachstumsraten bei nachhaltigen Investments liegen im mittleren zwei­stelligen Prozentbereich. Auch bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse fragen circa 15 Prozent der Kunden nach nachhaltigen Geldanlagen, Tendenz steigend. Für sie gibt es eine ganze Reihe interessanter Anlagemöglichkeiten.

Investition in nachhalt.Publikumsfonds 2021

2. Nachhaltige ­Anlagestrategie

 Bei der Geldanlage geht es darum, die Anlageziele im sogenannten magischen Dreieck zu verorten. Diese Fragen müssen sich Anlegende als Erstes beantworten:

  •  Wie stark darf das angelegte Geld im Wert schwanken?
  • Wie viel Rendite wünsche ich mir?
  • Wie schnell möchte ich über mein Geld verfügen können?

 Das magische Dreieck:

Das magische Dreieck wird um die 4. Dimension Nachhaltigkeit erweitert

 

 

Auch eine nachhaltige Anlagestrategie bewegt sich innerhalb des magischen Dreiecks. Doch wer nachhaltig anlegt, berücksichtigt zum Beispiel auch Fragen nach den Umweltfolgen seines Investments oder nach den sozialen und ethischen Grundsätzen der Unternehmen, in die sein Geld fließt. Anlegende sollten sich dabei als Erstes klar werden, was ihnen bei Nachhaltigkeit wichtig ist, sagt Wertpapier­experte Ralf Kaulitzki. Wollen sie einen geringeren Ausstoß von Treibhausgasen unterstützen? Was bedeutet ihnen der Umweltschutz? Schließen sie Themen wie Waffen oder Atomenergie für eine Geldanlage aus? Für jede Antwort finden sich passende Anlageprodukte in den jeweiligen Assetklassen. Daneben ist zu bedenken: Das politische und regulatorische Umfeld begünstigt eine nachhaltige Anlagestrategie. Regierungen verschärfen die Anforderungen an den Klima- und Umweltschutz, aber auch an die Transparenz von Lieferketten oder gerechten Handel. Unternehmen und Branchen, die hier gut aufgestellt sind, könnten eine bessere wirtschaftliche Perspektive aufweisen. Unternehmen mit Nachholbedarf könnten dagegen verstärkten geschäftlichen Risiken ausgesetzt sein

  

„Ein Anlagewunsch muss investierbar sein.“

Ralf Kaulitzki, Wertpapierexperte der MBS

Ralf Kaulitzki,
Wertpapierexperte der MBS

 Ich rate dazu, nachhaltige Geldanlagen nicht zu sehr mit romantischen Vorstellungen aufzuladen. Ein Anlagewunsch muss immer auch investierbar sein. Ökobauernhöfe oder verpackungsfreie Läden geben in der Regel keine Wertpapiere aus. Und auch beim nachhaltigen Investieren sollten Anlegende auf Risikostreuung achten. Die Aktien etwa von Windkraftanlagenbauern können stark schwanken und eignen sich daher nur bedingt als Basis für eine Anlagestrategie. Stattdessen finden sich in nachhaltigen Anlageprodukten zum Beispiel oft Titel von Technologieunternehmen, weil sie die Innovationen entwickeln, die Nachhaltigkeit voranbringen. Aber auch Industrieunternehmen, die sich nachweislich CO₂-neutral aufstellen wollen, können darunterfallen.

 

 

3. Was macht eine Geldanlage nachhaltig?

Es gibt derzeit keinen einheitlichen Standard, der nachhaltige Geldanlagen definiert. Allerdings werden zur Bewertung allgemein anerkannte Kriterien zu Rate gezogen. Sie berücksichtigen nicht nur Umweltaspekte, sondern beziehen auch soziale und ethische Komponenten mit ein. Für Anlegende bedeutet das: Sie müssen genauer hinschauen bei ihren Investitionsentscheidungen. Vorteilhaft dürfte sich die seit März 2021 geltende EU-Offenlegungsverordnung auswirken.

Sie schreibt für nachhaltige Finanzprodukte mehr Transparenz und Sorgfalt vor, um dem sogenannten Greenwashing vorzubeugen. Verbrauchern hilft das dabei, besser beurteilen zu können, wie nachhaltig beispielsweise ein Wert­papierfonds tatsächlich ist.

Die ESG-Kriterien für Nachhaltigkeit

Environment: Unter diesen Aspekt fallen etwa der CO₂-Fußabdruck eines Unternehmens, die Frage nach der Umweltschädlichkeit seiner Produktion und seiner Produkte oder wie viel Müll es produziert.

Social: Dazu gehören gute Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung, die Beachtung von Arbeitnehmerrechten innerhalb der gesamten Lieferkette, Gewerkschaftsfreiheit, aber auch gesellschaftliches Engagement

Governance:  Hier geht es zum Beispiel um Maßnahmen gegen Korruption, transparentes Geschäftsgebaren und offene Kommunikation sowie ein nachvollziehbares Risiko- und Reputationsmanagement.

Nachhaltig angelegtes Vermögen

Ausgewählte Anlagestrategien im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 (in Milliarden Euro)

Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen

Nachhaltige Wirkung

Nachhaltig sind auch Investments in Produkte oder Dienstleistungen mit messbarer nachhaltiger Wirkung. Anlegende können dadurch einen positiven umweltbezogenen oder sozialen Effekt erzielen, der unmittelbar nachvollzogen werden kann. Darunter kann man sich zum Beispiel Unternehmen vorstellen, die erneuerbare Energie erzeugen. Oder die Verfahren entwickeln, die Verpackungsmüll reduzieren oder das Recycling erleichtern. Aber auch Firmen, die Technologien für eine nachhaltige Wasserwirtschaft bereitstellen.

Branche setzt auf nachhaltige Investments

Der Initiative „Prinzipien für  verantwortliches Investieren“  (PRI = Principles for Responsible Investments)  haben sich weltweit 4.000 institutio­nelle Investoren, zum Beispiel Fondsgesellschaften, angeschlossen. Sie eint die Überzeugung, „dass langfristige Wertschöpfung nur in einem wirtschaftlich effizienten, nachhaltig gestalteten Finanzsystem möglich ist“. Die Prinzipien umfassen u. a. die Integration von ESG-Kriterien in Analyse- und Entscheidungsprozesse sowie in die Investitionspraxis und die Forderung nach einer angemessenen Offenlegung von ESG-Leistungen bei den Unternehmen und Körperschaften, in die sie investieren. Die Initiative will dazu beitragen, Nachhaltigkeit in Finanz­produkten zu verankern. Unser Partner Deka Investments ist Teil der PRI-Gemeinschaft.

 

4. Nachhaltige Investments bei der MBS

Die Kunden der MBS können bei der Geldanlage zwischen Produkten wählen, die die ESG-Kriterien berücksichtigen, und solchen, die sich an der nachhaltigen Wirkung des Investments orientieren, den sogenannten Impact-Produkten. Im Angebot sind bis zu 15 Fonds aus den Anlageklassen Aktien, Renten, Immobilien. Für Aktien und Anleihen gibt es sowohl ESG- als auch Impact-Produkte, für Immobilien nur ESG-Produkte. Welche Wertpapiere in einen Fonds aufgenommen werden, legen definierte Auswahlverfahren fest:

ESG-Basierte Produkte

  • Zunächst werden bestimmte Unternehmen und Branchen von einem Investment generell ausgeschlossen. Dazu zählen etwa die Hersteller von Waffen oder Unternehmen, die mit Grundnahrungsmitteln spekulieren.
  • Aus den verbleibenden Unternehmen wählt das Fondsmanagement diejenigen aus, die bei gleicher wirtschaftlicher Perspektive die bessere ESG-Bewertung aufweisen. Dieser Ansatz wird Best-in-Class genannt.

 Impact-Basierte Produkte

  • Auch bei diesen Produkten fallen bestimmte Unternehmen und Branchen von vornherein raus.
  • In die Auswahl kommen Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen auf mindestens eins der 17 nachhaltigen UN-Entwicklungsziele einzahlen, etwa Klimaschutz oder Hunger- und Armutsbekämpfung

ESG: So bewerten ­Ratingagenturen

ESG-Ratingagenturen prüfen anhand verschiedener öffentlicher und interner Unternehmensdaten die Leistung in den Punkten Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Auf Basis dieser Daten ermitteln sie einen ESG-Wert (Score). Die Ratingagenturen vergleichen dabei Unternehmen innerhalb eines Wirtschaftssektors miteinander. Das ist einerseits sinnvoll, weil verschiedene Branchen vor unterschiedlichen Herausforderungen bei der Nachhaltigkeit stehen. Andererseits kann es zu Verzerrungen führen, die Anlegende beachten müssen, vor allem, wenn sie in ESG-Fonds investieren, die Titel aus mehreren Branchen zusammenfassen.

5. Werfen nachhaltige Geldanlagen genauso hohe Rendite ab?

Nachhaltige Anlagen schneiden im Vergleich zu klassischen Investments nicht schlechter ab. Studien belegen sogar den positiven Einfluss auf den Aktienkurs, wenn Unternehmen ESG-­Kriterien in ihre Geschäftspolitik integrieren. So hat etwa der Index MSCI World ESG Leaders seit Februar 2017 um rund 92 Prozent zugelegt, sein konventionelles Pendant MSCI AC World um 66 Prozent. Freilich unterliegen auch nachhaltige Geldanlagen den üblichen Kapitalmarktrisiken, und Entwicklungen der Vergangenheit lassen sich nicht auf die Zukunft übertragen. Deshalb erfordern auch nachhaltige Investments ein Risikomanagement, das Anlageentscheidungen regelmäßig überprüft. Gutes tun und zugleich das Vermögen vermehren – das schließt sich mit der passenden Anlagestrategie nicht aus.

Auf Augenhöhe

Entwicklung der Wertpapierindexe MSCI World und MSCI World ESG Leaders von 2017 bis heute; indexiert, Basiswert 2017 = 100

„Asset-Owner und Asset-Manager verstehen Nachhaltigkeit nicht nur als einen Risikoansatz … sondern auch als eine Investmentchance, die durch
den Transformationspfad der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit entsteht.“ (Forum Nachhaltige Geldanlagen, Marktbericht 2021)

 

39 % des in Deutschland nachhaltig investierten Fondsvermögens steckte 2020 in Aktienfonds, gefolgt von ­Rentenfonds mit 28 Prozent.

Wie hilft mir die MBS weiter?

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse hat das Thema „Nachhaltige Geld­anlage“ in ihre Beratungspraxis integriert sowie ihre Beraterinnen und Berater intensiv darin geschult. Anlegerinnen und Anleger können nun auch auf diesem Feld von der Kompetenz der MBS profitieren.

  • Auf mbs.de hilft Ihnen der Filialfinder, ein Vermögenscenter zu finden, in dem Sie Ihre Geldanlagewünsche besprechen können.
  • Sie können sich mit Ihrer Frage aber auch an Ihren Ansprechpartner in Ihrer MBS-Filiale wenden. Wertpapierspezialisten aus Potsdam wie Ralf Kaulitzki werden bei Bedarf per Video dazu­geschaltet. 2021 wurde die Video­beratung rund 1.000-mal an über 50 Standorten genutzt.
  • Informationen und Erklärvideos finden Sie auf der Seite unseres Partners Deka unter deka.de.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Kundenmagazin „sanssouci“, Ausgabe Frühjahr 2022.

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